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#14 - Wir sind Prävention nicht gewohnt

Die medizinische Versorgung in Deutschland ist ein gutes Beispiel bezüglich unserer Einstellung zur Prävention im Allgemeinen.

 

Wir als Gesellschaft haben uns bei Gesundheitsfragen angewöhnt, zunehmend auf unsere moderne Technik zu setzen. Egal ob Hausarzt, Zahnarzt, Orthopäde oder Unfallchirurgie. Das sind moderne Errungenschaften, ohne die wir nicht mehr leben möchten. Und die fantastisch funktionieren. Die Problematik besteht jedoch dabei:

Wir haben verlernt, präventiv vorzusorgen! Sagt zumindest Prof. Norbert Paul, Medizin-Ethiker an der Universitätsmedizin Mainz im SWR2-Wissen-Podcast „So sieht das Krankenhaus der Zukunft aus“. Dabei sticht vor allem die Gruppe an männlichen Deutschen heraus, die damit glänzen, fast keine Vorsorgeuntersuchungen zu besuchen. Und wenn, dann erst, wenn was weh tut.

 

Dabei könnte Prävention und Vorsorge einer der Faktoren sein, der unserem (maroden?) Gesundheitssystem eine Verschnaufpause verpasst. Es gibt vielerlei Gründe, warum Menschen in Gesundheitsfragen nicht gut für sich vorsorgen. Dabei ist es gar nicht so schwer, mit einfachen Routinen für mehr Wohlbefinden zu sorgen. Oder andersrum gefragt. Was würde mit unserem Gesundheitssystem passieren, wenn 50% aller Deutschen einen Klimmzug schaffen würde?

 

Ähnlich sieht die Einstellung zur Prävention beim Thema Coaching aus. Zwar findet im Allgemeinen eine Wandlung hin zu einer gesunden Work-Life-Balance statt und Mental-Health ist kein unbekanntes Thema mehr.

Dennoch herrscht in deutschen Führungsetagen weiterhin oft die Einstellung vor, dass Führung ein Selbstläufer sei und eine Vorsorge bzw. ein präventives Coaching im Normalfall nicht nötig sei.

 

Meine Kollegin Christina Buchholz ha in einem spannenden Artikel auf absatzwirtschaft.de (https://www.absatzwirtschaft.de/schlafen-sie-noch-gut-250905/) interessante Dinge geteilt: „Wenn alle um einen herum gestresst und getrieben sind, hält man es irgendwann für normal.“ Führungskräfte in deutschen Firmen arbeiten über ihrem Limit. Und halten das nicht nur für ok sondern auch für normal. Und geben diese Einstellung an ihre Kollegen weiter. Bis irgendwann der Körper nicht mehr mitmacht.

„Die meisten Führungskräfte reagieren auf Burnout-Symptome viel zu spät. Zum einen, weil sie viele Symptome schlicht nicht ernst nehmen. Zum anderen, weil sie tradiertes Führungsdenken noch allzu oft dazu zwingt, Stärke zu zeigen und Schwächen nicht zuzulassen.“

 

Die Coaching-Praxis zeigt: Eine gesunde Work-Life-Balance oder ein gesundes Klima in der Abteilung ist einfacher und günstiger, als Führungskräfte, die aufgrund von Überlastung meist monatelang ausfallen.

 

Im Coaching arbeiten wir am eigenen Rollenverständnis. Oder was tatsächliche Führungsarbeit bedeutet. Wie sich situative Führungsarbeit am aktuellen Stand der Mitarbeiter orientiert. Und wie Priorisierung zwischen operativen Geschäft und Führungsarbeit in Einklang zu bringen sind.

 

Ich als Coach würde mir wünschen, dass deutlich mehr Führungskräfte erkennen, wie wichtig Prävention auch in der Führungsarbeit ist. Letztendlich würden sie damit auch den Wert ihrer Führungsarbeit anerkennen und wertschätzen. Sich selbst bzw. der eigenen Arbeit einen Wert zu sprechen.

 

Wie siehst du dieses Thema? Wie geht es dir als Führungskraft in deinem Job beim Thema Prävention?

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